Flüchtlingsprojekt

Kreativworkshop für Flüchtlingskinder

Der Kunstworkshop des Museums- und Kunstvereins für geflüchtete Kinder und Jugendliche im Erich-Maria-Remarque-Haus der Landesaufnahmebehörde Osnabrück besteht seit April 2015. Mit dem Angebot möchten wir den durch Krieg und Flucht traumatisierten Kindern Freude vermitteln und ihnen einen Moment individuellen Erlebens ermöglichen. In entspannter und kreativer Atmosphäre können sie neue Kraft schöpfen. 

Dank der finanziellen Unterstützung des Vereins der Freunde Rotary Osnabrück e.V., ist die Realisierung des Projektes im Jahr 2020 weiterhin möglich. Das Engagement der Rotary Clubs Osnabrück, Osnabrück-Mitte, Osnabrück-Nord, Osnabrück-Süd, Osnabrück-Friedensstadt und Melle-Wittlage schafft damit die Grundlage für die Fortführung dieses seit fünf Jahren kontinuierlich stattfindenden Projektes. Bei einem Besuch im Erich-Maria-Remarque-Haus (Foto Titelseite) überzeugten sich die Präsidenten der Clubs – Bernhard Julius (RC Melle-Wittlage), Hans-Georg Leuck (RC OS-Mitte), Peter Mayer (RC OS), Carina Uhlen (RC Friedensstadt OS), Hajo Bertrams (RC OS-Süd) und Robert Sieren (RC OS-Nord) – von der Bedeutung der Arbeit im Kunstworkshop und der Freude der Kinder am kreativen Schaffen. In der Vergangenheit gehörten neben zahlreichen privaten Spendern die Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur, die Stadt Osnabrück, die Herrenteichslaischaft Osnabrück, die Sparkasse Osnabrück und die Deutsche Bank Osnabrück zu den Unterstützern des Projektes.


Der Workshop

Die Idee zu diesem innovativen Projekt hatte der aus dem Irak stammende Künstler und Kunstpädagoge Ahmed Al-Kenani, der den einmal wöchentlich stattfindenden Workshop leitet. Die teilnehmenden Kinder sind zwischen fünf und 16 Jahre alt. Für viele ist es die erste Begegnung mit den Bereichen Basteln, Malen und Kreativität. 

Das Mal- und Bastel-Angebot für Kinder ist eine mit Freuden angenommene Abwechslung im Alltag der Kinder. Das künstlerische Arbeiten gibt ihnen die Möglichkeit, Erlebtes zu verarbeiten. Denn die traumatischen Erfahrungen, die diese Kinder gemacht haben, sind mit nichts zu vergleichen.


Kunst verbindet

Die Flüchtlinge kommen aus unterschiedlichsten Beweggründen nach Deutschland und bringen ihre eigene Geschichte in das Miteinander vor Ort ein. Oft treffen Angehörige von Ethnien, Religionen und Nationen im Flüchtlingshaus aufeinander, die in ihren jeweiligen Herkunftsländern verfeindet sind. Spannungen unter den traumatisierten Menschen sind keine Seltenheit, Kinder und Jugendliche leiden besonders darunter. Im Flüchtlingshaus hat sich ein regelmäßiger und durchorganisierter Tagesablauf bewährt, geordnete Strukturen helfen Spannungen und Konflikte zu reduzieren. 

Der Workshop ist mittlerweile fest in der Schul- und Freizeitplanung des Flüchtlingshauses integriert und etabliert. Eine im Haus fest angestellte Schulbetreuerin begleitet die Kinder immer montags um 14.00 Uhr aus dem Unterricht der im Flüchtlingshaus eingerichteten Schule zum Kunstprogramm. Dort assistiert sie dem Künstler und Kunstpädagogen Ahmed Al-Kenani bei der Durchführung des Workshops und begleitet die Kinder später wieder zurück.


Kunst gestalten als neue Erfahrung

Schon bald nach der Einrichtung des Angebots stellte sich heraus, dass für die meisten Kinder der Kunstworkshop der erste Kontakt mit Kunst beziehungsweise Malen und Basteln ist. Viele, vor allem jüngere Teilnehmer haben tatsächlich in ihrer Vergangenheit nur Krieg und Zerstörung, Angst, Flucht und Panik erlebt. Das kreative Arbeiten in der Gruppe erweist sich, jenseits aller ethnischen Differenzen, als eine neue und positive Gemeinschaftserfahrung für die Kinder.

Es gibt Sprachbarrieren, die aber die Arbeit im Workshop nur marginal beeinträchtigen. Die Verständigung ist manchmal auf Arabisch, nur teilweise auf Englisch möglich. Achmed Al-Kenani spricht Arabisch, aber es kommen auch viele Kinder zum Beispiel aus Südosteuropa oder Afrika. Daher wird meistens über das kreative Arbeiten kommuniziert und gerne mit »Händen und Füßen« geredet.


»Sie haben die Freude in unserem Herz wieder angepflanzt und eingesetzt.«
(Neahme, 15 Jahre)

Kunst ist ein Weg, mit Traumata umzugehen und schreckliche Bilder, die man nicht vergessen kann, sichtbar zu machen und auf diese Weise zu verarbeiten. In unseren Workshops mit den Kindern können wir keine individuelle Kunsttherapie für die einzelnen Kinder bieten. Wir können ihnen aber dabei helfen, sehr langsam und vorsichtig etwas Freude in ihrem neuen Umfeld zu finden, sich sicher zu fühlen, zu lachen und zu spielen, und so langsam einen Weg finden, ihre seelischen Verletzungen zu überwinden.

Was der Kursleitung bei der Arbeit mit diesen Kindern auffällt und was ihre Traumata verkörpert, ist die Hilflosigkeit vieler Kinder, mit den bereitgestellten Materialien umzugehen. Für die Flüchtlingskinder ist es sehr schwierig, spontan kreativ zu sein. Sie brauchen viel Hilfe, Anleitung und konstante Motivation, um weiterzumachen. Die Kunstwerke zeigen wenig von den schlimmen Bildern, die die Kinder im Kopf haben. Sie zeigen hauptsächlich Blumen, Schmetterlinge, Sterne und Herzen – Symbole, die man eigentlich nicht von Kindern erwartet, die vor Kurzem Schlimmes durchgemacht haben. Die Betreuer sehen die Gründe dafür darin, dass die Kinder in diesem Moment die schlimmen Erlebnisse noch gar nicht verarbeiten können und stattdessen die Kunst dazu nutzen, sich eine neue Welt zu schaffen. Eine Welt, die voll ist von schönen Dingen, die sie lange nicht gesehen haben.

»Der Workshop war für mich sehr schön, ich habe viele neue und schöne Sachen erlebt.« Marida, 8 Jahre

Die Kursleitung sucht auch von sich aus den Austausch. So informiert sie sich im Vorfeld über die Herkunftsländer der zu erwartenden Kinder und trifft jede Woche sorgfältige Vorbereitungen für den Workshop. 

Eine große Herausforderung besteht darin, Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 16 Jahren gleichzeitig mit altersgemäßen Angeboten zu beschäftigen. Oder Themen zu finden, die möglichst viele Altersgruppen interessieren. Die große Bereitschaft der Kinder, die ihnen angebotenen Materialien auszuprobieren, ist dabei wirklich beachtenswert. 

»Ich war hier 7 Wochen und alle Dinge, die ich hier gesehen habe, habe ich vorher nie in meinem Leben gesehen. Wenn ich die Sachen sehe, werde ich glücklich.« Kahld, ca. 11 Jahre


Wir danken unseren Förderern

Wir sind zahlreichen Förderern sehr dankbar, dass sie durch die finanzielle Unterstützung die kontinuierliche Durchführung des Kunstworkshops seit 2015 ermöglicht haben: die Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur, die Stadt Osnabrück, die Herrenteichslaischaft Osnabrück, die Sparkasse Osnabrück, die Deutsche Bank Osnabrück und die Rotary Clubs Osnabrück. 

Die im Kunstworkshop entstandenen Arbeiten konnten bislang dreimal öffentlich ausgestellt werden: 2015 im Rathaus Osnabrück, 2018 im Berliner Carré der Sparkasse Osnabrück und zuletzt im Dezember 2019 in der Deutschen Bank Osnabrück. Hier wurden Bastelarbeiten präsentiert, die zusammen mit Mitarbeitern der Deutschen Bank im Rahmen eines »Social Day« entstanden sind. 

Wir danken allen Förderern für diese besondere Möglichkeit, die auch für die Kinder immer ein außergewöhnliches und mit Spannung erwartetes Ereignis ist.

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© Museums- und Kunstverein Osnabrück e.V.